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Positive Leadership: Wie gehts uns miteinander?

Ein Blogartikel von Gabi Preßlinger-Bukovica

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Es gibt heute zuhauf Management-Literatur und bei Amazon über 50.000 Bücher alleine zu Führung¹. Was die unterschiedlichsten Ansätze und Stile am Ende doch vereint, ist wohl das Ziel, zufriedene Mitarbeitende und wirtschaftlich erfolgreiche Organisationen zu haben. In diesem Blogartikel stellen wir Positive Leadership vor, geben einen Einblick in den PERMA-Lead® Ansatz und was damit in der Führungspraxis für ein gutes Miteinander am Arbeitsplatz bewirkt werden kann.


Positive Leadership befasst sich mit Führung, die den Fokus auf positive Emotionen, Stärkenorientierung und die Schaffung eines unterstützenden Arbeitsumfeldes lenkt.

Positive Psychologie liefert dazu die wissenschaftlichen Grundlagen - das Betätigungsfeld Positive Business trägt diese Grundlagen in Unternehmen und wird mit Positive Leadership in die Praxis umgesetzt.


Positive Business ist Positive Psychologie in Unternehmen

Bei Positive Business geht es darum,

  • positive Emotionen

  • Engagement (Stärken & Flow)

  • Beziehungen

  • Sinnhaftigkeit und

  • Erfolgserlebnisse

am Arbeitsplatz zu kultivieren, um am Ende des Tages eine gesunde und produktive Unternehmenskultur zu erleben.  Diese Faktoren bilden zusammen den Roten Faden der Positiven Psychologie, das P.E.R.M.A. Modell mit seinen 5 Säulen², von denen jede mess- und erlernbar ist.


Positive Business beforscht außerdem,

  • was Menschen im Bereich der Arbeit brauchen, um ihr Potential zu entfalten

  • sowie die damit einhergehenden betriebswirtschaftlichen Auswirkungen.


Daraus hervorgegangen sind Modelle und Techniken, die diese Potenzialentfaltung überhaupt erst ermöglichen und die Führungspersonen auch anleiten, wie diese gefördert werden kann. Die Wirksamkeit der Modelle und Techniken wird dann wiederum beforscht.


Positive Leadership

Positives Führen baut wie erwähnt auf der Logik von Positiver Psychologie auf, die ja besagt, dass Gesundheit mehr sei als die Abwesenheit von Krankheit und generell der Frage nachgeht, was gesunde Menschen eigentlich brauchen, um glücklich zu sein und um gesund und leistungsstark zu bleiben.


Egal welcher "Schule"³ man folgt, Positive Leadership ist kein Führungsstil, sondern ein evidenzbasierter Ansatz mit Modellen zur Orientierung und Methoden zur Umsetzung (sog. Interventionen). Trotz des notwendigen Rahmens lässt Positive Leadership in der Anwendung sehr viel Individualität zu, was es leicht und praktikabel macht. Jede Führungsperson, jeder Mitarbeitende und jede Organisation - ganz abgesehen von der Vielfalt an Branchen - sind unterschiedlich.


Auch bei Positive Leadership und seinen Ausprägungen gibt es einen gemeinsamen Nenner, wenn wir nach dem Wozu fragen: Es geht um arbeitende Menschen, die aufblühen möchten - auch wenn Sie das selbst vielleicht so nicht ausdrücken würden. Befragt man Menschen, was sie sich von ihrer Arbeit wünschen, kommen eher Antworten wie beispielsweise:

“Ich möchte mit Freude in die Arbeit gehen.”

“Ich  möchte etwas Sinnvolles in der Arbeit tun.”

“Ich wünsche mir ein gutes Arbeitsklima.”


Und genau das kann uns zum Aufblühen bringen, wie es von der Positiven Psychologie gemeint ist. Wenn wir Bedürfnissen wie die genannten Aufmerksamkeit schenken, ermöglicht uns das “Flourishing”, den Prozess der vollen Potenzialentfaltung. Menschen, Gruppen und sogar ganzen Systemen soll das Konzept zugute kommen. Dass das keine Hirngespinste oder Hypes sind, sondern ein durchaus seriöses Abwägen von Lösungsansätzen für eine gute Zukunft in vielen Bereichen, zeigt ein aktuelles Projekt der OECD, das sich mit Flourishing im Bildungsbereich auseinandersetzt.


Der Großteil unseres persönlichen Wachstums und unserer sozialen Einbindung findet in unserer Arbeitszeit statt.

Forscher der Positiven Psychologie nennen in ihren Untersuchungen 4 Hauptgründe, die es braucht, dass Menschen gerne arbeiten und motiviert im Unternehmen bleiben.

  1. Gute Beziehungen zu Kolleginnen und Kollegen

  2. Wertschätzung der eigenen Arbeit

  3. Work-Life-Balance

  4. Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten


Sehen wir uns jetzt an, wie gute Beziehungen in der Arbeitswelt entstehen können, wie wir sie positiv beeinflussen - und vor allem wie wir sie aufrechterhalten - können.


Gute Beziehungen am Arbeitsplatz: 6 relevante Faktoren 


Vertrauen | Wird immer wieder genannt. Doch was heißt das genau? Der folgende Schnelltest kann Ihnen schon einen Hinweis geben, wie es um das Vertrauen so steht: Wenn Sie sich eine Zusammenkunft vorstellen, bei der negativ über Sie gesprochen wird. Wie schätzen Sie Personen in Ihrem Umfeld ein, dass sie sich Ihnen gegenüber dann verhalten werden - wer wird für Sie Partei ergreifen?


Interaktion | Je mehr Zeit wir miteinander verbringen, desto eher entsteht eine Verbindung. Die Regelmäßigkeit ist ebenfalls relevant und funktioniert auch in virtuellen Teams. Es dauert nur länger, bis eine Verbindung entsteht. Lesen Sie dazu mehr in unserem Ladies4Future Blog Artikel “Other People Matter” und weiter unten gleich ein Blick in die Interaktions-Praxis.


Gemeinsame Ziele und Rollenklarheit | Haben wir dieselben Ziele oder verfolgen wir unterschiedliche Ziele? Bin ich da (in der Arbeit, in einem Projekt, …), weil ich viel lernen möchte oder weil ich viel verdiene? Weiß ich genau, was meine Rolle ist und weiß ich es auch von der Kollegenschaft?


Gemeinsame Normen | Gibt es ein gemeinsames Wertesystem, das man teilt ("Teamkultur") und sind das Werte, an denen wir uns orientieren? Darf ich andere anhand dessen einschätzen, welche Werte sie haben und wie sie sich an ihnen orientieren?


Wissen & Information teilen | Wie groß die Bereitschaft dazu ist, stellt eine wesentliche Komponente davon dar, wie (gut) eine Arbeitsbeziehung empfunden wird.  


Diversität | Sind wir ähnlich oder unterschiedlich im Team - und was ist günstiger? Die Forschung hat dazu unterschiedliche Auffassungen, d.h. unterschiedlich zu sein kann günstig oder nicht sein. Wenn in einem Unternehmen viele Standards vorhanden sind, nach denen gearbeitet wird, wirkt Diversität eher negativ für das Entstehen von Verbindung; wenn eine Aufgabe gemeinsam zu lösen ist, dann erweist sich Diversität als günstig und sehr förderlich für das Erleben von gemeinsamen Erfolgen.


Interaktion: Aus der Beziehungskiste geplaudert

Mit viel Charme, Geschick und Freude wird Interaktion in einem Wiener Luxushotel, das stärkenorientiert geführt wird, praktiziert. Es ist eine Mischung aus rein formalen und arbeitsbezogener Interaktionen, die positiv gestaltet werden mit socializing, dem bewussten Pflegen und Aufbauen zwischenmenschlicher Beziehungen außerhalb eines Arbeitskontextes. Socializing ist ein zentraler Erfolgsfaktor für motivierte und resiliente Teams:

  • Es gibt Team Day Outs, die von den Abteilungen abwechselnd organisiert werden und bei denen die Mitarbeitenden der Abteilung abwechselnd aussuchen können, was ihnen Spass macht. Bei den Stubenfrauen ist das meistens Bowling, das Verkaufsteam geht gerne in ein Museum. Auf Social Media wird darüber offen berichtet.

  • Neben der klassischen Weihnachtsfeier und einem jährlichen Sommer Event gibt es innovative Formate: Die Geburtstage des Monats werden ins Restaurant zu einem Geburtstagsessen eingeladen. Auf der Karriereseite ist das dezidiert als eines der Mitarbeiterbenefits angeführt: “An deinem Geburtstag laden wir dich zu einem Lunch mit unserer Direktorin in unserer Veranda Brasserie & Bar ein.”

  • Eingebürgert haben sich auch beziehungsfördernde Rituale, wie z.B. das gemeinsame Lachen zu Meeting Beginn (“Finden wir gemeinsam Gründe.”).


Beziehung groß geschrieben: R wie Relationships

Hier noch zwei Fakten¹⁰, wie weitreichend der Einfluss von positiver Führung, bei der soziale Beziehungen hoch gehalten werden, sein kann:


  • Kaufverhalten: Im Einzelhandel, der mit dem PERMA-Lead® Modell positiv geführt wird, ist in jenen Filialen, in denen mehr gekauft wird, der wahrgenommene Relationship-Faktor um 9% höher als in jenen, wo unterdurchschnittlich gekauft wird.

  • Abwesenheiten: Die durchschnittliche Quote der Krankenstände pro Jahr ist in jenen Teams um 18% niedriger, in denen die Führungsperson positive Beziehungen ermöglicht und fördert.


Generell wird von Beginn weg der Fragestellung nachgegangen, ob die Höhe des am Arbeitsplatz "erlebten PERMA" bei Mitarbeitenden mit objektiven und harten betriebswirtschaftlichen Kennzahlen zusammenhängt. Erste Trends wurden schon 2019 veröffentlicht. Darunter fallen genannte Krankenstandstage und durchschnittliche Ausgaben der Kunden. Ein signifikanter Zusammenhang mit Materialabschreibungen und durchschnittlicher Kundenbewertung hat sich ebenso gezeigt.¹¹


Arbeitskollege oder und Freund?


Sich verbunden und zugehörig zu fühlen ist ein zutiefst menschliches Bedürfnis und die Psychologie spricht von Affiliations-Bedürfnis. Ein spannendes Thema, dem auch in der arbeitspsychologischen Forschung nachgegangen wird. Wie nahe sind wir uns, dürfen oder wollen wir uns am Arbeitsplatz sein? Gallup stellte einmal die Frage: "Haben Sie einen besten Freund am Arbeitsplatz?". Menschen, die das mit JA beantwortet haben, erleben zu 37%, dass ihre eigene Entwicklung gefördert wird.


Auch der Umgang mit der gegenseitigen Ansprache hat sich über die Zeit geändert. Von einem "per Sie" hin zu einem "per Du" können wahrscheinlich die meisten von uns selbst beobachten.

Etwas an Amikalität scheint also in Unternehmen angekommen zu sein!


Menschen fühlen sich in positiv geführten Teams nicht nur wohl, sondern auch sicherer.

In der neuen Auflage seines Buches¹² weist Markus Ebner erstmals einen Zusammenhang von psychologischer Sicherheit mit Positive Leadership nach. Eine interessante Fragestellung dabei war, ob man sich im eigenen Team trauen kann, ein persönliches Risiko einzugehen. Das Ergebnis: In jenen Teams, bei denen die Führungsperson mehr auf positive Beziehungen achtet, ist die Zustimmungsrate zu dieser Frage um 37% höher als in jenen Teams, in denen geringere psychologische Sicherheit wahrgenommen wird.


Fazit

Wenn wir Menschen Freude, Sinn und Erfolg in der Arbeit erleben möchten, wovon wir einmal ausgehen, sollten wir darauf achten, dass wir gut miteinander können.


Positive Leadership – insbesondere ein starker Fokus auf den Beziehungsfaktor – schafft ein Arbeitsumfeld, in dem Vertrauen und echte Verbundenheit wachsen können. Wenn Führungskräfte authentisch auf Beziehungen setzen und ein gutes Miteinander stärken, fühlen sich Mitarbeitende gesehen und ernst genommen. Das steigert nicht nur das emotionale Wohlbefinden beim Einzelnen, sondern stärkt auch das Gefühl von Sinn und Zugehörigkeit in einer Gruppe und kann - wie wir erfahren haben - sogar positiven Einfluss auf das Kaufverhalten von Kunden und Kundinnen und Krankenstandsquoten nehmen. Es entsteht ein positiver Kreislauf aus Motivation und gegenseitiger Unterstützung, der sowohl individuelle Freude an der Arbeit bringt als auch kollektiven Erfolg begünstigt. Beziehungen im Arbeitsalltag sind also nicht "weich", sondern ein kraftvoller Hebel für nachhaltige Leistungsfähigkeit und mentales und körperliches Wohlbefinden.


Wenn Ihr Interesse jetzt geweckt worden ist und Sie mehr erfahren möchten, dann lade ich Sie herzlich ein, einmal mein Fortbildungsangebot "Stärkenorientiertes Führen" kennenzulernen. Kontaktieren Sie mich gerne per eMail an office@ladies4future.com für ein unverbindliches PERMA-Lead Informationsgespräch.


² P.E.R.M.A. ist Akronym für Positive Emotions, Engagement, Relationships, Meaning/Mattering und Accomplishment, ist Basismodell und Roter Faden der Positiven Psychologie, wonach diese 5 Faktoren zu einem gelungenen Leben und Wohlbefinden beitragen, wenn sie gefördert werden.

³ Kim Cameron gilt als “Vater” des Positiven Führens und hat den Begriff Positive Leadership schon vor längerer Zeit geprägt. An Aktualität und Popularität nicht verloren, eignet er sich besonders gut für Teams und ganze Organisationen. Kim Camerons ist 100% Wissenschaftler und 100% praktischer Anwender der Positiven Psychologie und des Positiven Führens. Sogar seine eigene Universität hat er mit Positive Leadership saniert. Sein Grundsatz ist Führen als evidenzbasierte, angewandte und praxisnahe Wissenschaft. Wo 1% positive Abweichung schon sehr viel bewirkt. Cameron vergleicht das immer so: Wenn ein Flugzeug um die Welt fliegt und auch nur um 1% von seiner Flugbahn abweicht, landet es ganz wo anders.

👉 Buchempfehlung: Cameron K., (2012) “Positive Leadership: Strategies for Extraordinary Performance.”, Berrett-Koehler, ISBN 978-1-6099-4566-4

Dr. Markus Ebner hat Führung mit dem PERMA-Lead® Modell begründet. Ein stärkenorientierter Positive Leadership Führungsansatz, der Wissenschaft mit Praxis verbindet. Mehr als 500 internationale Studien sowie eigene Forschungsergebnisse des Begründers zeigen das wissenschaftliche Fundament und dass es “sich nicht um eine sozialromantische Idee handelt”, wie Ebner selbst sagt. Mehr und mehr österreichische Unternehmen teilen sehr offen Praxisberichte darüber, wie sie diesen Führungsansatz erfolgreich bei sich umsetzen. Dazu zählen z. B. Lidl, dm, IKEA, SOS Kinderdorf oder T-Systems, um nur ein paar zu nennen.

👉 Buchempfehlung: Ebner M., (2024) "Positive Leadership. Mit PERMA-Lead erfolgreich führen.”, facultas Verlag, ISBN 978-3-7089-2428-1

⁴ Global Flourishing Study 2025 https://www.nature.com/collections/eaeicjffaf 

₆ Daten aus 2019, M. Ebner in der Positive Leadership Melange im Oktober 2024

⁸ Andrea Fuchs ist GM des Hotel Sans Souci Wien, hat PERMA-Lead bei sich im Haus implementiert und war zu Gast bei der Positive Leadership Melange im Oktober 2024.

¹¹ Ebner M., (2019) "Positive Leadership. Erfolgreich führen mit PERMA-Lead: die fünf Schlüssel zur High Performance”, Seiten 88-92, facultas Verlag, ISBN 978-3-7089-1686-6

¹² Ebner M., (2024) "Positive Leadership. Mit PERMA-Lead erfolgreich führen.”, facultas Verlag, ISBN 978-3-7089-2428-1

 
 
 

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