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Teamwork ohne Vertrauen ist wie ein Rezept ohne Zutaten

Autorenbild: Susanne BauerSusanne Bauer



Vertrauen ist ein sehr wichtiger Faktor für erfolgreiche Teamzusammenarbeit und der wichtigste Faktor in menschlichen Beziehungen. Vertrauen ist ein Thema, das in den Coaching- und Beratungstätigkeiten der Ladies4Future immer wieder auftaucht: Mangelndes oder fehlendes Vertrauen verhindert, dass Teams sich wohl fühlen und gute Leistung bringen. Nicht immer können sich unsere Kundinnen und Kunden aber genau erklären oder festmachen, was eigentlich das Problem ist. Wir liefern in diesem Artikel Anhaltspunkte und Inspiration, wie Vertrauen im Team gefördert werden kann.

 

Vertrauen ist kein Fast-Food

Teamwork ohne Vertrauen kann man vergleichen mit einem Rezept ohne Zutaten – die Basis fehlt, um etwas zu erschaffen. Wenn Vertrauen fehlt, hinterfragt jeder die Schritte der anderen, und statt gemeinsam etwas aufzubauen, entstehen Unsicherheiten und Missverständnisse. Entscheidungen werden zögerlich getroffen, weil niemand sicher ist, ob sich alle darauf verlassen können. Das Ergebnis? Viel Aufwand und wenig Fortschritt. Vertrauen ist das Fundament, das ein Team erfolgreich macht – nur so kann aus einer Idee etwas entstehen, das alle gemeinsam tragen.


Vertrauen ist allerdings eine kniffelige Angelegenheit. Es ist schnell verloren und nur langsam gewonnen. Vertrauensbildende Maßnahmen in Teams wirken nicht über Nacht, es braucht Zeit und Geduld, um nachhaltig Vertrauen aufzubauen. Es reicht also nicht ein gemeinsamer Team-Tag pro Jahr, an dem alles nachgeholt werden soll, was den Rest des Jahres verabsäumt wird. Vertrauensaufbau muss kontinuierlich passieren, ernst gemeint sein und länger reifen. So schafft man Team-Vertrauen auch für Team-Mitglieder, die mehr Beweise und länger Zeit brauchen, um Vertrauen zu schenken. Erlebter Vertrauensbruch im Team oder auch andere Erfahrungen innerhalb und außerhalb des Arbeitslebens beeinflussen, wie schnell oder leicht wir vertrauen können.

 

Die vier Zutaten des Vertrauensrezepts

Die folgenden vier Bereiche mit Reflexionsfragen sollen helfen, besser greifbar zu machen, woran man zum Vertrauensaufbau arbeiten könnte. Diese Fragen können sowohl individuell als auch gemeinsam im Team bearbeitet werden.


1.       Verlässlichkeit

Verlässlichkeit kann man durch beobachtetes Verhalten in der Vergangenheit einschätzen, z.B. dem Kommunikationsverhalten, dem Verantwortungsbewusstsein und dem Verhalten im Umgang mit anderen Menschen oder in Krisensituationen.


Reflexionsfragen: Tun oder halten wir das, was wir versprechen? Geben wir manchmal voreilige Versprechen, ohne zu überprüfen, ob wir sie einhalten können? Zeigen wir ein konsistentes Verhalten über einen längeren Zeitraum? Kommunizieren wir klar und direkt oder reden wir gern um den heißen Brei? Geben wir rechtzeitig Bescheid, wenn wir eine Deadline nicht einhalten können? Übernehmen wir Verantwortung für unsere Fehler? Nehmen wir unsere Verpflichtungen ernst? Unterstützen wir andere Team-Mitglieder? Interessieren wir uns füreinander? Suchen wir Lösungen oder Ausreden?


2.       Kompetenz

Neben der fachlichen Kompetenz sind Problemlösungsfähigkeit, Kommunikationskompetenz, Lern- und Entwicklungsbereitschaft sowie der Fokus auf Ergebnisse ausschlaggebend. Um Teamziele zu erreichen, braucht es alle genannten Kompetenzen ebenso wie die Überzeugung, dass die Kompetenzen auch richtig eingesetzt werden.


Reflexionsfragen: Haben die Menschen im Team die notwendigen Fähigkeiten, um gemeinsame Ziele zu erreichen? Vertrauen wir darauf, dass die Kompetenzen im Team die passenden und ausreichend sind? Haben wir fundiertes Wissen in unseren Fachgebieten und können es auf verständliche Weise erklären? Sind wir in der Lage, klare und gut begründete Entscheidungen zu treffen, auch unter Unsicherheit? Können wir Probleme klar analysieren, Ursachen identifizieren und nachvollziehbare Lösungen vorschlagen? Finden wir innovative oder unkonventionelle Lösungen, wenn Standardansätze nicht funktionieren? Nehmen wir konstruktive Kritik an? Arbeiten wir zielgerichtet und effizient, ohne dabei wichtige Details zu übersehen? Zeigen wir Bereitschaft, neue Dinge zu lernen? Stellen wir Fragen, um unsere Kenntnisse zu erweitern und bessere Ergebnisse zu erzielen?


3.       Authentizität

Authentizität bedeutet nicht, alles ungefiltert zu sagen, was einem durch den Kopf geht. Es geht um Zugänglichkeit, Menschlichkeit und die Bereitschaft, Verletzlichkeit zu zeigen. Authentizität zeigt sich durch Konsistenz zwischen Worten, Taten und inneren Werten.


Reflexionsfragen: Handeln wir nach unseren Prinzipien und stehen zu unseren Überzeugungen? Zeigen wir uns menschlich und teilen wir etwas, das uns gerade beschäftigt? Sind wir ehrlich bezüglich unserer Meinungen, Gefühle und Schwächen, auch wenn das nicht immer angenehm ist? Stellen wir uns anders dar oder lassen uns verbiegen, um anderen zu gefallen? Lassen wir uns von Kritik einschüchtern? Fühlen wir uns wohl damit, nicht perfekt zu sein? Zeigen wir echte Emotionen, anstatt sie zu unterdrücken oder vorzutäuschen? Nehmen wir die Gefühle anderer ernst und begegnen ihnen aufrichtig? Prahlen wir mit Erfolgen und übertreiben unsere Fähigkeiten, oder bleiben wir bodenständig? Geben wir widersprüchlichen Signale oder Botschaften? Respektieren wir unterschiedliche Perspektiven, ohne unsere eigene Identität aufzugeben?


4.       Integrität

Integrität bedeutet, moralische Prinzipien und Werte zu leben. Das Verhalten ist nicht nur im Einklang mit den eigenen Überzeugungen (wie bei der Authentizität), sondern auch mit allgemein anerkannten ethischen Standards.


Reflexionsfragen: Handeln wir nach unseren Werten und sind wir für andere glaubwürdig? Behandeln wir andere fair und objektiv, ohne Vorurteile? Stehen wir zu unseren Prinzipien, auch wenn es schwierig wird oder Nachteile für uns bedeutet? Legen wir Rechenschaft ab und scheuen uns nicht, unser Verhalten zu erklären oder für Fehler einzustehen? Nutzen wir unsere Position oder Wissen aus, um andere zu benachteiligen? Unterstützen wir andere, ohne eine Gegenleistung zu erwarten? Beziehen wir ethische Überlegungen in unsere Entscheidungen mit ein? Machen wir andere für unsere eigenen Versäumnisse verantwortlich?

 

Vertrauen aufbauen: Praktische Schritte

Vertrauensaufbau beginnt mit guten Gesprächen: offen miteinander sprechen, einander ernst nehmen und einander zuhören. So können Sie Räume für Menschlichkeit, Emotionen, Ehrlichkeit sowie kritisches Denken schaffen.


Konkrete Schritte zum Vertrauensaufbau können Sie aus den o.g. Reflexionsfragen ableiten. Beginnen Sie bei sich selbst mit einer Selbsteinschätzung und identifizieren Sie Bereiche, in denen Sie sich verbessern wollen. Für jeden der Bereiche konkretisieren Sie einen kleinen und zeitnahen Schritt zur Verbesserung. Probieren Sie aus, wie das Vorhaben für Sie umsetzbar ist und passen Sie es gegebenenfalls an. Überprüfen Sie, ob Ihre Verhaltensänderung Auswirkung auf die anderen Team-Mitglieder hat.


Hier einige Beispiele:

  • Ich gebe manchmal Zusagen zu Terminen, die ich dann nicht halten kann, weil dringende Aufgaben eingeschoben werden müssen. Mein Ziel: Ich möchte besser kommunizieren, wenn ich einen Termin nicht einhalten kann. Schritt zur Verbesserung: Sobald ich das nächste Mal merke, dass es eng wird, lasse ich die anderen sofort wissen, dass ich den Termin wahrscheinlich nicht halten kann. Außerdem mache ich transparent, was dazu geführt hat und biete Alternativen oder einen realistischen neuen Termin an.

  • Ich teile mein Wissen zu wenig, die anderen können meine Kompetenzen nicht gut einschätzen. Mein Ziel: Meine Kommunikations- und Fachkompetenz besser zeigen. Schritt zur Verbesserung: Bei der nächsten Ergebnispräsentation erzähle ich mehr zu den Hintergründen und den Weg zum Ergebnis, erkläre Fachthemen und Begriffe und stelle mehr Fragen statt nur einen Statusbericht abzuliefern.

  • Ich zeige nicht gerne Emotionen in der Arbeit, und wirke dadurch unnahbar. Mein Ziel: Meine Gefühle besser zum Ausdruck bringen, ohne unprofessionell zu wirken. Schritt zur Verbesserung: Ich nehme mir diese Woche jeden Abend 5 Minuten Zeit, um meine Emotionen zu reflektieren.


Wenn Sie mit den vertrauensfördernden Schritten bei sich selbst beginnen, steigert das Ihre Glaubwürdigkeit: Sie gehen mit gutem Beispiel voran (bitte ohne es an die große Glocke zu hängen) und zeigen, dass Sie es ernst meinen mit dem Vertrauensaufbau.


Hinterfragen Sie aber auch immer Ihre Motive, die hinter Ihren Handlungen stehen. Das könnte Ihnen noch in die Vertrauenssuppe spucken: Wenn Menschen zu sehr auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind, untergräbt es das Vertrauen in sie. Wenn Sie also nur deshalb das Vertrauen im Team fördern wollen, um selbst besser dazustehen, werden Ihre Bemühungen unglaubwürdig.

 

Gemeinsam tun und einander kennenlernen

Der letzte Faktor für Vertrauen, der hier erwähnt werden soll, ist das einander kennen. Denn Vertrauen braucht Vertrautheit und dass die Team-Mitglieder einander gut kennen. Wenn wir unsere Kolleginnen und Kollegen nicht oder nur oberflächlich kennen, wird es uns schwerfallen, etwas preiszugeben oder die anderen einzuschätzen. Daher sind gemeinsame Aktivitäten, informelle Gespräche und der Austausch über persönliche Themen wichtige Bausteine, um Vertrauen zu fördern. All das kann gut – im kleinen Rahmen – in Regelmeetings eingebaut werden. Z.B. könnten Sie die ersten 5 Minuten jedes Team-Meetings einem Thema widmen, das nicht direkt mit aktuellen Aufgaben zu tun hat, sondern mit Werten, Einstellungen oder anderen Vertrauensthemen, die das Team gerne besprechen will.


Und damit das Kennenlernen auch in Home Office und Remote-Konstellationen gut funktioniert geben wir mehr Tipps dazu im nächsten Blog-Artikel.





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